Stationäres Gesundheitstraining Stressbewältigung am Arbeitsplatz (GSA) mit Transfermodul zur Online-Nachsorge (GSA-Online)
Universitätsmedizin Mainz
Indikation
indikationsübergreifend
Ziele
Das stationäre „Gesundheitstraining Stressbewältigung am Arbeitsplatz“ (GSA; Hillert et al., 2007) wurde im Rahmen einer randomisiert-kontrollierten Studie zur Entwicklung und Erprobung einer anschließenden internetbasierten Nachsorgemaßnahme (GSA-Online) entsprechend modifiziert. Das überarbeitete Gesundheitstraining hat zum Ziel, chronisch eingeschränkte oder kranke Rehabilitanden zur Auseinandersetzung mit der Sicherung des Arbeitsplatzes und zur längerfristigen Beschäftigung mit ihrer individuellen berufsbezogenen Problematik zu motivieren. Es sollen Eigenverantwortung und Selbstkompetenz hinsichtlich der Umsetzung dieser Möglichkeiten und ein Training des persönlichen Umgangs mit beruflichen Belastungen gefördert und Sachwissen bezüglich der praktischen Möglichkeiten zur Verbesserung bzw. Sicherung der eigenen Erwerbstätigkeit vermittelt werden.
Im Rahmen der Studie diente die Durchführung des vorliegenden GSA-Manuals für die stationäre Rehabilitation vor allem zur Vorbereitung und Motivation für die internetbasierte Nachsorgemaßnahme GSA-Online. Das Gesundheitstraining kann jedoch auch ohne anschließende internetbasierte Nachsorge mit Hinblick auf vorgenannte Ziele stationär eingesetzt werden.
Die Beschreibung der ersten Version des Programms finden Sie hier.
Inhalte und Ablauf
Das erste Modul beschäftigt sich mit belastenden, negativen und positiven Aspekten, Funktionen und Bedeutungen der Arbeit. Anhand der Einführung eines Stressmodells und der individuellen Stressanalyse soll ein Verständnis für berufsbezogene Konflikte, Belastungen und Ressourcen entwickelt und Zusammenhänge mit individuellen Symptomen erkannt werden.
Ziel des zweiten Moduls ist die Vermittlung von Grundlagen der Arbeitsbewältigung, d.h. Grundlagen im Umgang mit beruflichem Stress. Anhand der im vorherigen Modul geleisteten individuellen Belastungs- und Ressourcenanalyse werden kurz- und langfristige Strategien der Stressbewältigung erarbeitet.
Im Fokus des dritten Moduls steht die Förderung eines selbstsicheren Umgangs mit chronischer Krankheit und Behinderung gegenüber Kollegen und Vorgesetzten am Arbeitsplatz. Dabei sollen die Patienten für die Bedeutung sozialkompetenten Verhaltens sensibilisiert werden und anhand von alltagsrelevanten Beispielsituationen ihr Sozialverhalten reflektieren. Möglichkeiten zum Austausch und zu Rückmeldungen in der Gruppe nutzend, werden Verhaltensalternativen erarbeitet und im Rollenspiel erprobt. Versagensängste, Sorgen und Unterlegenheitsgefühle sollen dabei thematisiert und Kommunikationsregeln zum Führen von Konfliktgesprächen erarbeitet werden.
Das vierte Modul fungiert als Bindeglied zwischen der stationären Behandlung und der internetbasierten Nachsorge. Anhand dieses Moduls sollen die Patienten lernen, vorgefasste Wünsche und Erwartungen bezüglich der Rückkehr an den Arbeitsplatz bei sich selbst und bei den anderen Teilnehmern wahrzunehmen, zu benennen und den Einfluss von Erwartungen auf zwischenmenschliche Situationsverläufe und Stresssymptome der Patienten zu erkennen. Durch die Antizipation des individuellen Rückkehrszenarios und ihre Reflexion in der Gruppe soll bei den Teilnehmern ein Bewusstsein für deren stressbezogene Wirkung sowie für andere Perspektiven und alternative Antizipationen geweckt werden.
Rehabilitanden, die aufgrund des Screeningfragebogens SIBAR (Bürger und Deck, 2008) für das Gesundheitstraining in Frage kommen1, werden in eine geschlossene Gruppe (max. 12 Teilnehmer) eingeteilt. Teilnahmebedingungen sind die freiwillige Einwilligung zur Teilnahme seitens des Patienten, die Erfüllung der Einschlusskriterien (siehe unten) und eine regelmäßige Teilnahme.
Die Module werden von einem/r festen Gruppenleiter/in und max. einem/er Hospitanten/in angeleitet. Jeder Teilnehmer erhält zu Beginn des Gesundheitstrainings eine Schulungsmappe, in die er die im jeweiligen Modul erhaltenen Arbeits- und Informationsblätter abheften kann. Die Materialien sollen dem Patienten damit auch nach Rehabilitationsende noch zugänglich sein.
Die Module sollten in der nachfolgenden Reihenfolge angeboten werden:
- Modul 1: Arbeit und Gesundheit
- Modul 2: Stressbewältigung
- Modul 3: Selbstsichere Konfliktbewältigung am Arbeitsplatz
- Modul 4: Rückkehr an den Arbeitsplatz
Die Dauer der 4 Module des stationären Gesundheitstrainings liegt bei 90 Minuten. Jeder Teilnehmer sollte die Möglichkeit haben, in der Zeit seines stationären Aufenthaltes in einer geschlossenen Gruppe alle 4 Module in fester Reihenfolge zu durchlaufen. Die Frequenz richtet sich damit nach der minimalen Behandlungsdauer in der jeweiligen Rehabilitationseinrichtung.
Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 1 zusammenfassend dargestellt.
Abbildung 1: Maßnahme „Gesundheitstraining Stressbewältigung am Arbeitsplatz (GSA)“ der Universitätsmedizin Mainz
Zielgruppe
Das stationäre Gesundheitstraining richtet sich an aktuell erwerbstätige Patienten aller Indikationen mit negativer Erwerbsprognose oder einer subjektiv hohen beruflichen Belastung. Die Maßnahme wird nicht durchgeführt bei einem Alter ab 59 Jahren, bestehendem Rentenantrag und fehlender Motivation des Rehabilitanden, weitere Ausschlusskriterien sind die besondere Schwere einer Erkrankung, die die Teilnahme an der Gruppe unmöglich macht sowie fehlende Deutschkenntnisse.
Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung
Psychologe oder Sozialarbeiter/Sozialpädagoge. Keine besondere Ausstattung, die über die üblichen Anforderungen an die Durchführung eines Gruppentrainings hinausgeht, erforderlich.
Literatur
Publizierte Abstracts:
- Gerzymisch, K., Beutel, M. E., & Zwerenz , R. (2013). Zurück an den Arbeitsplatz mit GSA-Online - Internetbasierte Nachsorge auf Basis einer therapeutischen Schreibaufgabe. In Arbeitskreis Klinische Psychologie in der Rehabilitation (Hrsg.), (Selbst-)Konzepte bei veränderten Lebensbedingungen (S. 41-54). Berlin: Deutscher Psychologen Verlag.
- Gerzymisch, K., Beutel, M. E., Knickenberg, R. J., Holme, M., Spörl-Dönch, S., Kiwus, U., & Zwerenz , R. (2013). Akzeptanz und Nutzung einer internetbasierten Nachsorgemaßnahme zur nachhaltigen Unterstützung bei der beruflichen Wiedereingliederung nach stationärer medizinischer Rehabilitation. 22. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium, März 2013, Mainz. DRV-Schriften, 101, 50-52.
- Zwerenz , R., Gerzymisch, K., Becker, J., Holme, M., Kiwus, U., Knickenberg, R. J., Spoerl-Doench, S., & Beutel, M. E. (2014). Kurzfristige Wirksamkeit der internetbasierten Nachsorge "GSA-Online" für beruflich belastete Patienten. 23. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium, März 2014, Karlsruhe. DRV-Schriften, 103, 271-273.
Artikel:
- Hillert, A., Holme, M., Knickenberg, R. J., Middeldorf, S., Wendt, T., Milse, M., Scharl, W., Schröder, K., Zwerenz, R. (2007). Berufliche Belastungen und Indikationsstellung für ein berufsbezogenes Schulungsmodul in der medi-zinischen Rehabilitation: Bericht einer multizentrischen Evaluationsstudie. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 77, 147-154.
Manual:
Ein Manual für die stationäre Schulung mit Transfermodul zur Online-Nachsorge kann bei den Autoren (siehe Ansprechpartner) angefordert werden.
Nachsorgekonzept GSA-Online:
Das Konzept ist hier dargestellt.
Der Abschlussbericht zum Online-Nachsorgemodul kann hier heruntergeladen werden.
Ansprechpartner
Dr. biol. hom. Dipl.-Psych. Rüdiger Zwerenz
(Leiter der Arbeitsgruppe Rehawissenschaften & E-Mental-Health)
ruediger.zwerenz@unimedizin-mainz.de
Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Untere Zahlbacher Straße 8
55131 Mainz