Berufliche Orientierung

in der medizinischen Rehabilitation

Psychologische Schmerzbewältigung in Alltag und Beruf

Reha-Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald, Schömberg

Indikation

Orthopädie

Ziele

Rehabilitanden mit chronifiziertem Schmerzsyndrom bei besonderer beruflicher Problemlage sollen Strategien erlernen, den Schmerz aus dem Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu drängen. Mit Hilfe der im Rahmen des Programms erlernten Progressiven Muskelentspannung (PME) sollen akute Schmerzsituationen am Arbeitsplatz und in der Freizeit (besser) bewältigt werden können. Ziel ist es eine akzeptable Lebensqualität und Teilhabe am sozialen und beruflichen Leben trotz der Schmerzen zu erreichen.

Inhalte und Ablauf

Die Gruppe findet als geschlossene Gruppe mit maximal 12 Teilnehmern statt (Mindestzahl 5 Teilnehmer). Das Schmerzbewältigungstraining umfasst 6 Termine à 90 Minuten, die aufeinander aufbauen, insofern ist eine regelmäßige Teilnahme wichtig. Die psychologische Gruppentherapie hat im Terminplanungsprogramm die höchste Priorität. Integriert in das Schmerzbewältigungstraining ist die Progressive Muskelentspannung (PME), die im Sitzen vermittelt wird. In den ersten drei Sitzungen werden die Übungen „vorgesprochen“, anschließend wird in der Gruppe „autonom“ geübt. Die Gruppenteilnehmer nehmen begleitend auch in der Bewegungstherapie als geschlossene Gruppe an einem integrierten Therapieprogramm mit Fokus auf Eigenaktivierung teil.

Die Elemente des Gruppenprogramms sind in Tabelle 1 zusammengefasst.

Tabelle 1: Inhalte der einzelnen Sitzungen des Gruppenprogramms „Psychologische Schmerzbewältigung in Alltag und Beruf“ Tabelle 1: Inhalte der einzelnen Sitzungen des Gruppenprogramms „Psychologische Schmerzbewältigung in Alltag und Beruf“

Sitzung 1: In der ersten Sitzung sollen die Patienten zunächst einmal „abgeholt werden“, d.h. das Thema Schmerz steht noch eindeutig im Vordergrund. Das Thema Beruf wird eher beiläufig als „Mundöffner“ eingeführt, indem mit den Teilnehmern zu Beginn eine Blitzrunde durchgeführt wird, in der jeder nur seinen Namen und Beruf nennen soll („damit jeder schon mal den Mund aufgemacht hat“ – wird den Rehabilitanden auch explizit so gesagt). Die Teilnehmer sollen sich dann über die Vorstellungsrunde gegenseitig kennenlernen und vor allem auch die Angst vor eigener aktiver Beteiligung am Gruppengeschehen verlieren. Durch die Vorstellung kommt es regelmäßig vor dem Hintergrund der anderen „Leidensgeschichten“ auch zu einer Relativierung der eigenen Problematik („im Vergleich zu xy geht es mir ja noch ganz gut …“). Zum Ende der Sitzung wird die Progressive Muskelentspannung vorgestellt und erste Entspannungsübungen durchgeführt. Ab der ersten Sitzung werden die Rehabilitanden konsequent mit Hausaufgaben betraut (hier: das eigenständige Üben der PME auf dem Zimmer), um sie von Beginn an zu Eigenaktivität anzuregen.

Sitzung 2: Die Hausaufgabe (Entspannung auf dem Zimmer üben) wird intensiv nachbesprochen, es wird nachgefragt, warum nicht geübt wurde und es werden Strategien zum Barrierenabbau besprochen (regelmäßige Übungen zum Gewohnheitsaufbau; optische Hinweisreize u. ä.). Neben der Vertiefung der Entspannung und der Vermittlung eines Erklärungsmodells (Schwellenmodell der Stressbelastung) wird zur Informationsvermittlung ein Film der Uni Göttingen zum Thema Psychologische Schmerzbewältigung bei chronischem Schmerz gezeigt und diskutiert.

Sitzung 3: Letztmaliges „Vorsprechen“ der Entspannungsinstruktionen und Hinweis, dass ab der nächsten Sitzung die Entspannungsübungen in der Gruppe zwar fortgeführt werden, dann aber bereits in kompletter Eigenregie. Im Hauptteil der Sitzung wird das Thema „Schmerzchronifizierung“ umfassend besprochen und Möglichkeiten zur „Löschung des Schmerzgedächtnisses“ erörtert (Hobbies, Ablenkung, berufliches Engagement, Sport, Phantasiereisen). Betont wird die Bedeutung von Eigenaktivitäten, da „das Warten auf Hilfe von außen bei chronischem Schmerz fast immer zu Frustration und Enttäuschung führen muss“. Als Hausaufgabe bekommen die Teilnehmer einen Protokollbogen, auf dem sie eine Situation beschreiben sollen, „in der der Schmerz einmal störend in Ihren Alltag eingegriffen hat“.

Sitzung 4: Erstmaliges Üben der PME ohne Vorsprechen und Nachbesprechung der dabei gemachten Erfahrungen. Besprechung der Hausaufgabe „Problemsituation in Alltag und Beruf“ an einem Patientenbeispiel. Anschließend wird das ABC-Schema der Rational-Emotiven Verhaltenstherapie anhand eines Disputationsbeispiels an der Tafel erläutert. Problematische Fehlentwicklungen werden thematisiert:

  • Depressiver Rückzug und Verzweiflung („ich bin zu nichts mehr zu gebrauchen“)
  • Übermäßige Schonung („jetzt sollen mal die andern ran“)
  • Selbstüberforderung („ich muss genauso funktionieren wie vorher“)
  • Betäubung (Alkohol, Medikamente)

Erneute Hausaufgabe: „aktuelle Belastungssituation aus Beruf oder (Klinik-)Alltag“.

Sitzung 5: Erneute Nachbesprechung der Hausaufgabe (Protokollblatt „aktuelle Belastungssituation“) an einem Patientenbeispiel. Disputation („sokratischer Disput“) der dabei identifizierbaren „irrational beliefs“ mit zugehörigem Arbeitsblatt. Ausführliche Erläuterung der Technik der Kognitiven Umstrukturierung. Hausaufgabe: Arbeitsblatt „das will ich zuhause ändern“ ausfüllen.

Sitzung 6: Besprechung der konkreten Änderungspläne der Teilnehmer für zuhause. Ansprechen von möglichen Barrieren und verfügbaren Hilfsmitteln. Rückmelderunde der Teilnehmer zu den Erfahrungen in der Gruppe.

Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 1 zusammenfassend dargestellt (Anklicken zum vergrößern).

Ablauf Psychologische Schmerzbewältigung in Alltag und Beruf Abbildung 1: Maßnahme „Psychologische Schmerzbewältigung in Alltag und Beruf“ des Reha-Zentrums Schömberg

Zielgruppe

Zielgruppe sind Rehabilitanden mit chronifiziertem Schmerzsyndrom bei besonderer beruflicher Problemlage. Die Maßnahme wird nicht durchgeführt bei Rehabilitanden mit unzureichenden deutschen Sprachkenntnissen sowie bei Rehabilitanden, die nicht lesen und schreiben können.

Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung

Psychologe. Ausstattung: Für die Durchführung der Maßnahme ist ein gruppentauglicher Seminarraum mit der entsprechenden didaktischen Ausstattung (LED-Fernseher oder Beamer, wischbare Tafel, Schreibunterlagen) erforderlich.

Ansprechpartner

Martin Kleinhans (Psycholog. Psychotherapeut)
Reha-Zentrum Schömberg
Klinik Schwarzwald
Römerweg 50
75328 Schömberg
Martin.Kleinhans@drv-bund.de
www.klinik-schwarzwald.de