Berufliche Orientierung

in der medizinischen Rehabilitation

MBOR BAU-Woche

Rehaklinik für Rheumatologie und Onkologie am Kurpark, Bad Kissingen

Klinikimpressionen Bad Kissingen

Indikation

Orthopädie

Ziele

Hauptziele der Maßnahme sind die erfolgreiche Vermittlung, das Erproben und das Training ergonomischer Bewegungsabläufe in einem anwendungsnahen Setting, das Erlernen von Ausgleichsübungen und die Verbesserung des Stressmanagements der teilnehmenden Bauhandwerker und -arbeiter. Dadurch soll ein langfristiger Erhalt der Erwerbsfähigkeit gewährleistet werden.

Inhalte und Ablauf

Die Maßnahme umfasst die folgenden Bausteine: Ergonomie-Training (1x1,5 Std.), Funktionstraining (2x1,5 Std.), Arbeitsplatztraining (2x1,5 Std.), Videoanalyse (1x1 Std.), Ausgleichsübungen (3x0,5 Std.), Seminar zur Stressbewältigung (3x1 Std.) und soziale Beratung (2x1 Std.).

  • Ziele des interaktiven Ergonomie-Trainings sind Kontrolle und Optimierung von Haltungs- und Bewegungsverhalten unter ergonomischen Gesichtspunkten. Entscheidend sind dabei beispielhafte Situationen am Arbeitsplatz des Einzelnen und die Erarbeitung von Handlungserweiterung mit typischen Materialien und bauspezifischen Bewegungen.
  • Im Funktionstraining werden weniger geläufige Bewegungsabläufe imitiert und kontrolliert, mit zusätzlichen Lasten absolviert und in Serien trainiert. Ziele sind die Kontrolle von Haltungs- und Bewegungsverhalten unter deutlicher Lastverstärkung und das Erarbeiten einer bewussten muskulären Eigenstabilität.
  • Beim Arbeitsplatztraining werden Arbeitshaltungen und Bewegungsabläufe eigen- und fremdbeobachtet, analysiert und ggf. korrigiert. Später wird im Arbeitsrhythmus trainiert. Eingesetzt werden verschiedene Baustoffe, -materialien und Werkzeuge (z.B. Balken, Kies, Steine; Schaufel, Schubkarre, Eimer), die Organisationsform ist ein Arbeitsplatz-Zirkel mit ein bis zwei Teilnehmern an einer der Stationen. Im Rahmen der ersten Einheit des Arbeitsplatztrainings werden verschiedene Arbeitsabläufe mittels Videoaufnahmen festgehalten. Diese werden in der Gruppe gemeinsam und unter Berücksichtigung der vorangegangenen Erfahrungen kritisch bewertet, die Veränderungsvorschläge können dann in der nächsten Trainingseinheit umgesetzt werden.
  • Das Kennenlernen und Anwenden von kurzfristig und schnell entlastend wirkenden Ausgleichsübungen während der Arbeitszeit kennzeichnet weitere begleitende Therapie-Einheiten. Die Teilnehmer sollen in die Lage versetzt werden, bei Auftreten von körperlichen Irritationen am Arbeitsplatz gezielt jederzeit ein bis zwei Übungen durchführen zu können.
  • Im dreiteiligen psychologischen Seminar geht es um Stress und Stressbewältigung. Zunächst werden hier relevante Stressoren und Stressreaktionen sowie deren mögliche langfristige Folgen erhoben und besprochen. Des Weiteren werden Techniken und Strategien zur kurzfristigen Entlastung, Stressvermeidung und Stressbewältigung sowie zur Erhöhung der eigenen Belastbarkeit erarbeitet.
  • In einer zweiteiligen Veranstaltung der Sozialberatung werden die Rehabilitanden zum einen über arbeits- und sozialrechtliche Bestimmungen zum Krankengeld, zur stufenweisen Wiedereingliederung und zu Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben aufgeklärt. Zum anderen werden belastende und positive Aspekte der Arbeit einander gegenüber gestellt und gesundheitsförderliche Verhaltensweisen besprochen.

Ein Teil der Teilnehmer wird vom sozialmedizinischen Dienst der DRV Baden-Württemberg gezielt für die Maßnahme unserer Klinik zugewiesen. Darüber hinaus werden geeignete Teilnehmer im ärztlichen Aufnahmegespräch gewonnen. Die Maßnahme findet innerhalb einer Woche zum Ende der dreiwöchigen stationären Rehabilitation hin statt (17 Zeitstunden). Zu Beginn werden die Teilnehmer ausführlich in Ziele, Modalitäten und Inhalte der einzelnen Elemente eingeführt. Die Maßnahme wird durch eine Abschlussveranstaltung beendet, in der die Teilnehmer Rückmeldungen zur BAU-Woche geben können.

Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 1 zusammenfassend dargestellt (Anklicken zum vergrößern).

Ablauf MBOR BAU-Woche Abbildung 1: Maßnahme „MBOR-Bau-Woche“ in der Klinik am Kurpark Bad Kissingen

Zielgruppe

Die Intervention richtet sich speziell an Bauhandwerker und Bauarbeiter mit orthopädischen Indikationen und Bedarf an berufsbezogenen Maßnahmen (über Zuweisung durch die DRV oder Feststellung im ärztlichen Aufnahmegespräch). Sie wird nicht durchgeführt bei fehlender Motivation des Rehabilitanden sowie bei massiven Sprachbarrieren oder Altersrente (bei laufendem Rentenantrag ist eine Teilnahme am Programm möglich).

Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung

Psychologe; Sozialpädagoge; Ergotherapeut; Physiotherapeut.

Ausstattung: Die Trainingseinheiten finden an spezifischen Geräten bzw. einem Modellarbeitsplatz mit baueigenen Mitteln statt.

Literatur

Peters, E., Wentrock, S., Hammerschmidt, E. & Reuss-Borst, M. (in Vorb.) MBOR für Bauhandwerker – Evaluation eines Modellprojekts. Prävention und Rehabilitation.

Ansprechpartner

Ansprechpartner Prof. Dr. Monika Reuss-Borst
Rehaklinik am Kurpark
Kurhausstraße 9
97688 Bad Kissingen
m.reuss-borst@rehaklinik-am-kurpark.de
http://www.rehaklinik-am-kurpark.de