Berufliche Orientierung

in der medizinischen Rehabilitation

ZAZO-Gruppentraining zur Förderung beruflicher Motivation,

(Motivationsförderung durch Zielanalyse und Zieloperationalisierung)

Universitätsklinikum Münster, Münster, durchgeführt u.a. in der Klinik Münsterland, Bad Rothenfelde und in der Rehabilitationsklinik Lipperland, Bad Salzuflen

Indikation

indikationsübergreifend

Ziele

In der medizinischen Rehabilitation bedeutet es für Betroffene, chronisch erkrankt zu sein, sich neuen Realitäten anpassen zu müssen und sich veränderte berufliche Perspektiven vor dem Hintergrund der Erkrankung zu erschließen. Bereits in der Rehabilitation wird dem Erkrankten oft klar, dass ein problemloser Wiedereinstieg in den Beruf wegen mangelnder Orientierung oder belastenden unklaren Motivlagen erschwert ist, was bis in die Resignation führen kann. Was sie selber tatsächlich wollen, verlieren sie mehr und mehr aus den Augen und es entsteht eine Diskrepanz zwischen den motivationalen Systemen: den eigenen impliziten Wünschen bzw. Bedürfnissen („Was möchte ich tun?“) und den expliziten Anforderungen („Was muss ich tun?“). Die Klärung und Passung der eigenen (impliziten) Motive auf ein Ziel („Wozu möchte ich mein Ziel erreichen?“) gibt zudem eine Richtung und Fokussierung vor, die dem Menschen bei der Planung der Zielumsetzung hilft. Die Sensibilisierung der Trainingsteilnehmer für die Balance zwischen den eigenen „motivationalen Systemen“ ist ein wesentliches Anliegen des Gruppentrainings. An diesem Punkt setzt unsere Intervention an: Das ZAZO-Gruppentraining beschäftigt sich mit dem Finden, der Analyse und Bewertung eigener berufsbezogener Ziele und ihrer Verfolgung wie auch ihrer Realisierung im praktischen Alltag.

Inhalte und Ablauf

Das ZAZO-Gruppentraining basiert auf vier interaktiven und aufeinander aufbauenden Modulen zu je ca. 90-100 min. Die in der Praxis bewährte Gruppengröße liegt zwischen 6-8 Teilnehmern. In der praktischen Durchführung haben sich jeweils 2 Sitzungen pro Woche (also Durchführung der 4 Module innerhalb von 2 Wochen) etabliert, jedoch lässt sich die Anzahl der Sitzungen wie auch der zeitliche Ablauf variabel gestalten.

Modul 1: Eigene Anliegen und Wünsche generieren - Bewusstmachen impliziter Motive

Das erste Modul dient zunächst dem Aufbau einer entspannten und lockeren Atmosphäre. Dazu sollen die Teilnehmer sich untereinander kennenlernen, um vertrauensvoller miteinander umgehen zu können. Dieser vertraute Umgang ist eine wichtige Ausgangsbasis für die im ersten Modul geplante Entspannungs- und Imaginationsübung und für die weitere Zusammenarbeit in der Gruppe.

Nach einer kurzen Einstimmung in das Thema „Arbeit“ folgt die Entspannungsübung mit geleiteter Imagination. Sie ist zentraler Bestandteil des Trainings, denn sie beinhaltet die Grundlage für alle weiteren Trainingsschritte: Das Bewusstmachen der impliziten Anliegen und Motive der Teilnehmer. Diese haben im Allgemeinen bessere Aussichten im weiteren Verlauf auch tatsächlich realisiert zu werden. Im Anschluss an die Imaginationsübung kann der Trainer eine kurze theoretische Einführung zu den Themen Arbeit und Gesundheit, Motive und Motivation geben.

Modul 2: Persönlich gesetzte Ziele analysieren

Das zweite Modul befasst sich mit der Zielanalyse. Es werden konkrete Überlegungen zur Formulierung der jeweiligen individuellen Ziele angeregt und gemeinsam durchgearbeitet. Nach dem Rubikonmodell von Heckhausen (1989) sind die Phasen der Absichtsbildung und der Zielbindung die Grundlage für die Aktivierung der Motivation. Um die Zielbindung (Brunstein, 1995) zu stärken, werden in diesem Modul Ziele so formuliert, dass sich die Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung erhöht. Kriterien für ein handlungswirksames Ziel sind zum einen die konkrete Formulierung, die positive Formulierung (Annäherungsziel) und die hohe Kontrollierbarkeit (Selbstwirksamkeit) des Ziels als Handlungsziel.

Modul 3: Ziele operationalisieren – Einschätzung eigener motivationaler Strukturen

Das dritte Modul thematisiert die notwendigen Schritte zur Planung der Verfolgung und Umsetzung der von den Teilnehmern gesetzten Ziele (aus Modul 2). Inhaltlich lehnt sich das Modul an den Motivational Structure Questionnaire (Cox & Klinger, 1999) an, mit dessen Hilfe ungünstige motivationale Strukturen identifiziert werden können. Auf 10-stufigen Skalen schätzen die Teilnehmer ihre Ziele hinsichtlich der Punkte Commitment, Zielerreichungswahrscheinlichkeit, Zielferne, Beginn der Zielverfolgung, Anstrengungsbereitschaft, Empfindung bei Zielerreichung und Wirkung für andere ein.

Die Einschätzungen dienen der bewussten Auseinandersetzung mit den persönlichen beruflichen Zielen. Die in Modul 2 umformulierten Ziele (konkret, positiv, kontrollierbar) bilden hierbei eine gute Grundlage für die Einschätzungen zur Zielerreichung. Die Zieloperationalisierung ist ein eher „trockenes“ Thema, so dass die Bedeutung der o.g. Kriterien für die Zielerreichung erlebnisorientiert durch entsprechende Gruppenspiele für die Teilnehmer erfahrbar gemacht wird. Die Gruppenspiele dienen auch der Steigerung der Gruppenverbundenheit und werden in der Praxis gut angenommen. Die im Manual vorgestellten Spiele dienen als – gut bewährte – Beispiele für die Anwender, können jedoch ergänzt oder individuell angepasst werden.

Modul 4: Ressourcenaktivierung und Transfer in den Alltag

Das letzte Modul des Gruppentrainings befasst sich zu Beginn der Sitzung mit der Zielannäherungsplanung. Die Teilnehmer erarbeiten für jedes formulierte Ziel erste Umsetzungsschritte sowie Zwischen- bzw. Teilziele, die für ihre Erreichung sinnvoll erscheinen. Daran anschließend wird überlegt, was die positiven und ggf. negativen Konsequenzen sein werden, wenn das Ziel erreicht wurde.

Die Teilnehmer bekommen im Anschluss die Möglichkeit, ihre Ziele zu priorisieren. Anhand einer Zielüberblickstabelle können die Werte eingetragen werden, die in Modul 3 erarbeitet wurden. Damit erhalten die Teilnehmer eine Hilfestellung, ihre formulierten Ziele nach subjektiver Einschätzung in eine Rangfolge zu bringen. Diese persönliche Priorisierung der gesetzten Ziele verschafft Klarheit darüber, welches Ziel als erstes in Angriff genommen werden könnte oder welche Ziele konflikthaft zueinander stehen könnten.

Es folgt im nächsten Schritt eine Übung zur Ressourcenaktivierung der Teilnehmer. Sie stellt schon den Beginn des Transfers der Trainingsinhalte in den Alltag dar und hat das Ziel, eine positive Grundstimmung hierfür zu erzeugen. In Kleingruppen eruieren die Teilnehmer wechselseitig ihre persönlichen Ressourcen.

Im letzten Teil des Moduls 4 folgt die Transferunterstützung. Mittels Impulsreferat wird den Teilnehmer das Konzept der Mentalen Simulation vorgestellt und sie erhalten weitere Tipps zur Unterstützung der Zielbindung und -verfolgung im Alltag. Als letzte Gruppenaufgabe werden die Teilnehmer aufgefordert, Patenschaften zu bilden. Dafür tun sich jeweils zwei Teilnehmer zusammen und füllen gemeinsam einen Patenschaftsvertrag aus. Bevor in der Abschlussrunde die Verabschiedung erfolgt, erhalten alle Teilnehmer ein Teilnehmerskript, in dem sie die wichtigsten Theorie-Themen und die Arbeitsblätter finden.

Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 1 zusammenfassend dargestellt (Anklicken zum vergrößern).

Ablauf ZAZO-Gruppentraining zur Förderung beruflicher Motivation Abbildung 1: ZAZO-Gruppentraining des Universitätsklinikums Münster

Zielgruppe

Die Maßnahme richtet sich an alle Patientinnen und Patienten in der medizinischen Rehabilitation mit beruflichen Problemlagen, aber auch für Personen, die sich beruflich neu orientieren möchten. Sie wird nicht durchgeführt bei einem Alter von < 18 Jahren sowie bei Fehlen ausreichender Sprachkenntnisse.

Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung

Psychologe; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge; Trainer mit Erfahrung in der Gruppenarbeit. Über die üblichen Voraussetzungen für therapeutische Gruppen hinaus ist folgende Ausstattung notwendig: Moderationskoffer; Materialien für Gruppenspiele.

Literatur

  • Literatur Hinrichs, J., Fiedler, R.G., Hawener, I., Greitemann, B. & Heuft, G. (2014). Förderung beruflicher Motivation: Das ZAZO-Gruppentraining in der Routineversorgung der medizinischen Rehabilitation. Ergebnisse aus der Implementierungsstudie. DRV-Schriften, 103, 226-228.
  • Fiedler, R.G., Hanna, R., Hinrichs, J. & Heuft, G. (2011). Förderung beruflicher Motivation. Trainingsprogramm für die Rehabilitation. Weinheim: Beltz.
  • Hanna, R., Fiedler, R.G., Dietrich, H., Greitemann, B. & Heuft, G. (2009). Zielanalyse und Zieloperationalisierung (ZAZO): Evaluation eines Gruppentrainings zur Förderung beruflicher Motivation. Psychotherapie Psychosomatik Medizinische Psychologie, 59, 1-10.

Ansprechpartner

Weitere Informationen, u.a. zu Schulungen, unter:

http://www.zazo-i.de
Ansprechpartner Dr. Dipl.-Psych. Rolf Fiedler
Dr. Dipl.-Psych. Jens Hinrichs
Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie
Universitätsklinikum Münster
Domagkstraße 22
48149 Münster
Tel.: 0251-83-55513

E-Mail: fiedler@uni-muenster.de
E-Mail: jens.hinrichs@ukmuenster.de

Webseite: http://www.klinikum.uni-muenster.de/index.php?id=rehabilitationsforschungd

Logo Zazo-InstitutDie Trainingsentwickler bieten auch nach Abschluss der durch die GfR NRW e.V. geförderten Forschungsprojekte zum ZAZO-Gruppentraining und Diagnostik von Arbeitsmotivation (DIAMO) weiterhin train-the-trainer-Workshops/Inhouse-Seminare auf Anfrage an:

ZAZO-Institut Münster
Ansprechpartner: Dr. Rolf Fiedler, Dr. Jens Hinrichs
Korrespondenzadresse:
Altenberger Straße 42b
48356 Nordwalde
Tel.: 0251-8355513

E-Mail: jens.hinrichs@zazo-i.de
E-Mail: rolf.fiedler@zazo-i.de

Webseite: http:/zazo-i.de Link zum Flyer

Das ZAZO-Gruppentraining wird u. a. in folgenden Kliniken durchgeführt:

Reha-Zentrum Bad Dürrheim
Klinik Hüttenbühl, Klinik der Deutschen Rentenversicherung Bund
Ansprechpartner: Dr. med. Hans-Joachim Leyhausen
Wittmannstalstr. 5
78073 Bad Dürrheim

Webseite: http://www.huettenbuehl.de/

MZG Bad Lippspringe
Klinik Martinusquelle (Psychosomatik)
Klinik am Park (Abhängigkeitserkrankungen)
Ansprechpartnerin: Dr. med. Regina v. Einsiedel
An der Martinusquelle 10
33175 Bad Lippspringe

Webseite: http://www.medizinisches-zentrum.de