BUSKO, Paracelsus-Klinik
Paracelsus-Klinik, Bad Gandersheim
Indikation
Orthopädie, Verhaltensmedizin in der Orthopädie (VMO)
Ziele
Erhöhung der mentalen und instrumentellen Stresskompetenz im Arbeitsleben.
Inhalte und Ablauf
Neben klinischer und testdiagnostischer Bestandsaufnahme bezüglich Stressoren und Ressourcen werden Veränderungen vorbereitet durch den Aufbau von Problemlösekompetenzen, Ansätze kognitiver Umstrukturierung, durch Rollenspiele zum Abgrenzungsverhalten sowie das Erstellen von Handlungsplänen. Vorbereitet wird der Kurs durch allgemeine Einführungsvorträge zu „Stress und Stressbewältigung“ sowie „Einführung in Entspannungsverfahren“. Der Kurs wird eingeleitet durch die Darstellung des Modells der Stresskompetenz nach Kaluza (2007). Parallel zum Stresskompetenztraining werden Maßnahmen regenerativer Stresskompetenz (Entspannung, Bewegung, therapeutisches Freizeitprogramm) angeboten und durchgeführt. Ergänzt wird das Stresskompetenztraining bei Bedarf durch das psychoedukative Angebot SEGUAL (Seelische Gesundheit und Arbeitsleben), das in diesem Band ebenfalls beschrieben wird.
Die Zuordnung zum Stresskompetenztraining erfolgt nach einer psychologischen Einführung zu psychologischen Angeboten auf der Basis des psychosozialen Screenings UKS (= Ultrakurzscreening auf Basis des PHQ4; Küch 2011) und über partizipative Entscheidungsfindung (PEF).
- Im einstündigen Modul 1 wird das Modell der Stresskompetenz (mental, instrumentell, regenerativ) dargestellt. Es werden Arbeitsmappen verteilt, die im Besitz der Patienten und Patientinnen bleiben (Arbeits- und Informationspapiere). Darüber hinaus wird ein Überblick über die Seminarinhalte vermittelt.
- Im zweistündigen Modul 2 wird ein Schwellenmodell zur Symptomgenese dargestellt, in Korrespondenz mit dem Modell der Stresskompetenz. Anschließend wird eine persönliche Bestandsaufnahme zu Ressourcen und Stressoren in gedanklicher, schriftlicher und symbolischer Form durchgeführt, in Kleingruppen stellen sich die Teilnehmenden danach mit ihrer Situation vor (Vertrauensbildung, Gruppenkohärenz), dabei werden erste Aussprachen und soziale Vergleichsprozesse ermöglicht.
- Im zweistündigen Modul 3 wird ein Schema zur Konflikt- und Problemanalyse („Alles unter einem Dach“) dargestellt und von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen auf eine eigene problematische berufliche Situation angewandt. In den bereits etablierten Kleingruppen werden diese Konfliktanalysen vorgestellt, einerseits als Verarbeitung durch Sprechen, andererseits zwecks Relativierung durch soziale Vergleichsprozesse.
- Zur Erweiterung der Problemlösekompetenz (Modul 4, zweistündig) wird auf der Analyse aufbauend ein „Schema F“ zum systematischen Problemlösen in sieben Schritten aufgezeigt und beispielhaft in den etablierten Kleingruppen auf je ein ausgewähltes Arbeitsproblem angewandt. Inhaltliche Schwerpunkte sind hier Brainstorming, Auswahl und Prioritätensetzung sowie die Erstellung von Handlungsplänen („was“, „wann“) zur Vorbereitung der Umsetzung der ausgewählten Lösungsschritte.
- Das berufliche Verhalten und Erleben wird im zweistündigen Modul 5 mittels des testdiagnostischen Instrumentariums AVEM (Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster) beleuchtet. Dabei werden die vier Typen und die individuellen Ausprägungen besprochen. Schwerpunkt ist die Besprechung der Auswertungsprofile entlang der elf Dimensionen, unter der Prämisse von Chancen und Risiken. Jeder Teilnehmer erhält einen PC-Ausdruck seiner Auswertung sowie ergänzende und erklärende Materialien.
- Im zweistündigen Modul 6 zum Training sozialer Kompetenz werden Rollenspiele bezüglich Fordern und Abgrenzen („Nein-Sagen“) im beruflichen Alltag durchgeführt und dabei sinnvolle wie hinderliche Strategien eruiert (teilweise mit Hilfe von Videoanalysen). Informationen zum Thema werden schriftlich verteilt.
- Im ebenfalls zweistündigen Modul 7 werden im ersten Teil stresserzeugende Einstellungen eruiert (Modell der „persönlichen Stressverstärker“ nach Kaluza, 2007), die Testergebnisse werden mittels graphischer Veranschaulichung in ihrem Für und Wider besprochen. Anhand konkreter Einstellungen wird das Vorgehen einer Kosten-Nutzen-Analyse aufgezeigt mit Modifikationsmöglichkeiten (kognitive Umstrukturierung). Abschließend wird die Planung von Veränderungen am Beispiel von Maßnahmen der regenerativen Kompetenz zur Work-Life-Balancierung aufgezeigt. Die Planung wird individuell durchgeführt und in den Kleingruppen oder paarweise besprochen (Unterstützung der Volitionsphase, Modell nach Schwarzer).
Ergänzend werden ausführliche Informationen zum Verständnis des Stressgeschehens, detaillierte Informationen zu den jeweiligen Modulen, Literaturhinweise sowie ein Papier zur Ressourcenorientierung („13 Wege des Glücks“) verteilt.
Das Programm umfasst ein einstündiges Einführungsmodul und sechs doppelstündige Sitzungen mit jeweils 100 Minuten (bei 100 Minuten inklusive zehn Minuten Pause).
Abbildung 1: Beispielfolie aus Modul 1
Abbildung 2: Aktuelle Variation in der Durchführung von BUSKO
Der ideale Ablauf der Maßnahmenzuweisung (BUSKO) ist in Abbildung 3 zusammenfassend dargestellt (Anklicken zum vergrößern).
Abbildung 3: Maßnahme „Stresskompetenztraining BUSKO“ im Reha-Zentrum Bad Sooden-Allendorf, Klinik Werra
Zielgruppe
Die Maßnahme richtet sich an Patienten und Patientinnen mit besonderen beruflichen Problemlagen, hier insbesondere Stresserleben durch Überlastung, Konflikte bis hin zum Erleben von Mobbing und Burnout. Voraussetzung ist die Bereitschaft, an einem Intensivseminar mit hohem Selbsterfahrungsanteil (themenzentrierte psychotherapeutische Gruppe) teilzunehmen. Die Anmeldung erfolgt über den Weg der ärztlichen Aufnahme. Im Vorfeld wird eine Vorauswahl getroffen über eine Zuweisung des Kostenträgers (hier VMO-Zuweisung für orthopädische Patienten mit psychischen Komorbiditäten) in Kombination mit dem Vorabscreening UKS (Ultra-Kurz-Screening psychosozialer Bedarfe). Im UKS wird besonders das Item „besondere berufliche Problemlage“ berücksichtigt, ggf. in Kombination mit Hinweisen auf psychische Komorbidität. Für Teilnehmende mit Interesse an der Thematik Stresskompetenz, aber weniger Bereitschaft zur intensiven Selbsterfahrung wird alternativ ein Grundkurs Stresskompetenz angeboten (=BUSKO-Mini) mit eher edukativer Ausrichtung (als Gruppe oder Schulung durchführbar, mit 3- x 50 Minuten; s. Abbildung 2). BUSKO wird nicht angewendet bei fehlender Motivation auf Seiten des Patienten/der Patientin sowie bei mangelnden Sprachkenntnissen.
Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung
Arzt, Psychologe, Psychologisch-technische Assistenz. Bezüglich der Durchführung des Trainings kommen neben Psychologen noch spezifisch fortgebildete Therapeuten aus dem Bereich Sozialarbeit, Pädagogik oder Medizin in Frage. Benötigte Ausstattung: über die üblichen Voraussetzungen für therapeutische Gruppen hinaus werden Videokamera und Fernseher für Videoanalyse (Modul 6) und eine PC-gestützte Diagnostik für den AVEM benötigt.
Literatur
- Kaluza G. (2007). Gelassen und sicher im Stress. Berlin: Springer Verlag.
- Küch D., Roßband H. & Morfeld M. (2009). Evaluation des Stresskompetenztrainings BUSKO – erste ausgewählte Ergebnisse. 8. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium. DRV-Schriften, 83, 190-191.
- Küch, D., Roßband, H., Morfeld, M. & Fischer, D. (2011). Evaluation des psychologischen Gruppenprogramms BUSKO (Beruf und Stresskompetenz) in der orthopädischen Rehabilitation – Ergebnisse der Katamnese nach 12 Monaten. In: Innovation in der Rehabilitation – Nachhaltigkeit durch Vernetzung. 20. Rehahabilitationswissenschaftliches Kolloquium. DRV-Schriften, 93, 197-198.
- Küch, D., Arndt, S., Grabe A., Manthey, W., Schwabe, M., Fischer D. (2011). UKS – Ultrakurzscreening psychosozialer Problemlagen zur bedarfsorientierten Angebotszuweisung in der somatischen Rehabilitation. In: Arbeitskreis Klinische Psychologie in der Rehabilitation BDP (Hrsg.). Psychologische Betreuung im Krankheitsverlauf. Deutscher Psychologen Verlag.
Ansprechpartner
Dr. Dieter Küch, Psychologischer Psychotherapeut, Dipl-Psych, MPH
Paracelsus-Klinik an der Gande
Dr.-Heinrich-Jasper-Straße 4
37581 Bad Gandersheim
und
Institut für Berufliche Weiterbildung in Prävention und Rehabilitation (IBW-PUR)
Friedländer Weg 59
37085 Göttingen
dieter.kuech@paracelsus-kliniken.de
dieter.kuech@ibw-pur.de