Arbeitsplatzanalyse - Therapiezentrum Koblenz
Therapiezentrum Koblenz
Indikation
Neurologie, Orthopädie
Ziele
Die Arbeitsplatzanalyse dient dazu, detaillierte Kenntnisse des körperlichen, psychischen und sozialen Anforderungsprofils sowie detaillierte Kenntnis der Kontextfaktoren (im Sinne der ICF) des Rehabilitanden zu erwerben. Dies dient der Fortschreibung des individuellen, permanent optimierten Rehaplans, der auf eine nachhaltige Wiedereingliederung ausgerichtet ist.
Inhalte und Ablauf
Es wird eine detaillierte schriftliche Arbeitsplatzbeschreibung des Rehabilitanden und des Arbeitgebers erhoben bzw. eingeholt. Ein Mitarbeiter des Rehazentrums sucht persönlich den Arbeitsplatz des Rehabilitanden auf, dieser Arbeitsplatz wird hinsichtlich Ausstattung und allen zu verrichtenden Tätigkeiten genau erfasst, zudem werden der Kontakt zu den Kollegen und den Vorgesetzten sowie wichtigen Funktionsträgern und die Zusammenarbeit und Kommunikation nach Frequenz, Intensität und Qualität aufgenommen. Die Informationen werden nach Möglichkeit videodokumentiert und später im Team diskutiert. Hierbei werden insbesondere die Kontextfaktoren analysiert und nach förderlich und hinderlich eingeschätzt; es wird nach Wegen gesucht, wie die förderlichen gestärkt und gestützt und vermehrt eingebunden werden können und die hinderlichen beeinflusst oder ausgeschaltet werden können.
Bei der Arbeitsplatzbesichtigung werden durch den Mitarbeiter des Therapiezentrums folgende Informationen erhoben:
- Atmosphäre am Arbeitsplatz
- Bisherige Wertschätzung des Rehabilitanden
- Interesse an Weiterbeschäftigung des Rehabilitanden
- Kooperationsbereitschaft bei Problemen
- Einverständnis mit Belastungserprobung / Wiedereingliederung
Der Rehabilitand wird gebeten, seinen Arbeitsplatz schriftlich umfassend zu beschreiben (komplettes Tätigkeitsprofil und die damit verbundenen körperlichen und psychischen Belastungen nach Art, Häufigkeit, Ausmaß, Dauer und Anteil an der Arbeitszeit). Daneben wird ein ebenso präzises Arbeitsplatzprofil beim Arbeitgeber angefordert. Der Arbeitsplatz wird durch Therapeuten, meist Ergotherapeuten, besucht; es erfolgt ein Informationsgespräch mit Vorgesetzten und Kollegen des Rehabilitanden. Alle Anforderungen des Arbeitsplatzes werden präzise und vollständig erfasst und dokumentiert (mit Videoaufzeichnung).
Auf dieser Basis wird ein Rehaplan mit erreichbaren Rehazielen und dafür erforderlichem Aufwand nach Methoden und Zeit erstellt. Die geplanten Maßnahmen und Zielsetzungen werden mit dem Rehabilitanden besprochen, um hierüber Einvernehmen und Commitment herzustellen.
Spätestens ab der zweiten Woche müssen die angegebenen Informationen über den Arbeitsplatz vorliegen. Sie sind integraler Bestandteil jeder medizinischen Reha, wenn das Rehaziel die Wiedereingliederung in die Erwerbstätigkeit ist, und sie sind Grundlagen für die Indikationsstellung zur arbeitsorientierten Reha.
Der Arbeitsplatzbesuch ist notwendig, wenn eine problemlose Rückkehr an den Arbeitsplatz nicht möglich sein wird und die dafür erforderlichen Informationen durch die Schilderungen des Arbeitgebers und des Rehabilitanden nicht in ausreichender Weise gewonnen werden können. Der Arbeitsplatzbesuch sollte so bald wie möglich erfolgen, da er für die weitere Steuerung des Reha-Verfahrens von erheblicher Bedeutung ist.
Hierbei ist zu prüfen, ob bleibende, für die Aufgaben am Arbeitsplatz unverzichtbare Fähigkeiten defizitär bleiben werden oder durch gezielte Maßnahmen im Sinne der arbeitsorientierten Rehabilitation so weit verbessert werden können, dass sie ausreichend in der Qualität und in der Quantität sind und sicher, das heißt mit Leistungsüberschuss, für die erforderliche Zeit verrichtet werden können. Falls verbleibende Defizite zu erwarten sind, ist zu prüfen, ob dies durch Hilfsmittel, Umwegstrategien, Einsatz von Hilfskräften kompensiert werden kann oder ob das Anforderungsprofil geändert werden muss, gegebenenfalls bis hin zur innerbetrieblichen Umsetzung oder der Beschäftigung in einem anderen Unternehmen des gleichen Arbeitgebers.
Die folgenden Bilder zeigen Beispiele aus Arbeitsplatzbesichtigungen im Rahmen der Maßnahme im Therapiezentrum (Fotodokumentation, Videografie).
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Heben/Tagen von Geschirrkörben auf normaler Arbeitshöhe (70cm) | tiefes Bücken/Hochheben von verschiedenen (teilweise sehr großen, schweren) Behältern aus Regalen | Heben/Tragen von Behältern vom Boden (10kg) | |
Beispiel 1: Arbeitsplatz Großküche |
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Steinbruch, Unfallort (Förderband/Steinschredder) | Radlager Bagger (Außenansicht), hoher Einstieg; Rangieren von großen Steingeröll knapp an Steinbruchabhang | Radlager Bagger (Kabine/Innenansicht), zur Steuerung bedarf es der Koordination beider Hände und Füße |
Beispiel 2: Arbeitsplatz Steinbruch |
Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 1 zusammenfassend dargestellt (Anklicken zum vergrößern).
Abbildung Maßnahme „Arbeitsplatzanalyse“ im Therapiezentrum Koblenz
Zielgruppe
Zielgruppe sind alle Rehabilitanden (Neurologie, Orthopädie, Psychotraumatologie, chronische Schmerzen) mit dem Rehaziel einer beruflichen Eingliederung, bei denen die Rückkehr an den Arbeitsplatz voraussichtlich problematisch sein wird. Wenn das Angebot einer medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation nicht zielführend ist, sind Maßnahmen der beruflichen Rehabilitation im weiteren Sinne zu erwägen. Positiv formuliert muss der Rehabilitand das in einem geeigneten Assessment abgebildete geforderte Leistungsprofil nach Qualität und Quantität sicher, d. h. mit Leistungsüberschuss leisten können. Die Maßnahme ist grundsätzlich indikationsübergreifend konzipiert, wird jedoch individuell maßgeschneidert in Bezug auf die vorhandenen Teilhabedefizite nach ICF. Sie ist berufsgruppenübergreifend konzipiert, wird jedoch berufsspezifisch umgesetzt.
Ausgeschlossen sind Rehabilitanden, deren gesundheitliche Situation keine Auswirkungen auf den Beruf hat sowie arbeitslose Rehabilitanden.
Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung
Arzt, Krankengymnast/Physiotherapeut, Psychologe, Ergotherapeut, Sozialarbeiter, sonstige: medizinischer Trainingstherapeut, Work Hardening-Therapeut, EFL-Therapeut. Erforderliche Ausstattung: Videokamera beim Arbeitsplatzbesuch.
Ansprechpartner
Dr. Bernhard Kügelgen
Cecilija Kügelgen
Therapiezentrum Koblenz (Zentrum für Rehabilitation und Prävention)
Neversstr. 7-11
56068 Koblenz
kuegelgen@therapiezentrum-koblenz.de
http://www.therapiezentrum-koblenz.de