Berufliche Orientierung

in der medizinischen Rehabilitation

Traumatherapie - Bad Wildungen

Bad Wildungen

Klinikimpressionen Bad Wildungen

Indikation

Psychosomatik

Ziele

Die Maßnahme legt den Fokus auf Ressourcen, Bewältigungsstrategien, Lösungsorientierung, Handlungsfähigkeit und das Auflösen von “Erstarrung und Vermeidung” im Kontext von berufsbezogenen Traumaerfahrungen. Berufliche Hintergründe und Folgen von Gewalterfahrungen werden betrachtet und Lösungsmöglichkeiten „im Hier und Jetzt“ erarbeitet. Die Wiedereingliederung in die berufliche Situation wird thematisiert, ggf. sind hierfür auch strukturelle oder inhaltliche Verän­derungen am Arbeitsplatz erforderlich (z. B. Umsetzung, Befreiung von bestimmten Tätig­keiten, klärendes Gespräch o. ä.).

Die Gruppenmaßnahme dient vorrangig der Stabilisierung sowie der Überwindung von Isolation und Rückzug. Sie ermöglicht den Zusammenhalt mit Menschen, die ähnliches erlebt haben, das Erfahren von Empathie, Annahme und Unterstützung, die Verbesserung von Krankheitsakzeptanz durch den Spiegel von Mitpatienten und deren Rückmeldungen. Auch dient sie der Erweiterung von Selbstfürsorge, der Entwicklung von Beziehungs-, Abgrenzungs- und Konfliktfähigkeit sowie dem Erwerb von Bewältigungsstrategien, Lernen am Verhalten anderer, Wecken von Hoffnung und Zuversicht mit Entwicklung von angemessenen Zukunftsperspektiven.

Inhalte und Ablauf

Auf einer der tiefenpsychologischen Stationen der Klinik wird seit Anfang 2005 mit einem traumatherapeutischen Schwerpunkt gearbeitet. In dieser Gruppe werden Patienten und Patientinnen therapeutisch unterstützt, die im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit direkt oder sekundär traumatisiert wurden. Dies betrifft jede Art von Traumatisierung im beruflichen Kontext, wie z. B. bei gefährdeten Berufsgruppen: Lokführer, Polizei, Rettungsdienst, Feuerwehr, medizinische oder helfende Berufe, wie auch Menschen, die im beruflichen Rahmen schwere Unfälle oder Überfälle (mit-)erlebt haben. Es gibt u. a. eine geschlechtsspezifische Gruppe für Frauen mit Trauma­erfahrungen und eine Stabilisierungsgruppe. Auf der Station gibt es zusätzlich eine Berufskompetenzgruppe, in der – vergleichbar mit den beschriebenen Konzepten der anderen Stationen – Menschen mit Arbeitsstörungen oder Problemen/Konflikten am Arbeitsplatz behandelt werden [4 vgl. die Maßnahmenbeschreibungen „Berufskompetenzgruppe – verhaltenstherapeutische Ausrichtung“ und „Berufskonfliktgruppe – tiefenpsychologische Ausrichtung“].

Die Methodik ist interaktionell, z. T. themenzentriert, bei Bedarf auch stärker Ich-strukturell ausgerichtet; sie enthält zudem psychoedukative Elemente und Übungen zum Abbau der Vermeidung von negativen Gefühlen. Es gibt kein festes Schema, die Gruppenleitung entscheidet prozessorientiert, welche Interventionen sinnvoll und möglich sind. Es werden u. a. Rollenspiele durchgeführt und Einheiten zur Stressbewältigung oder Stabilisierungstechniken eingeflochten. Eine vertiefte Trauma­exploration und -exposition in der Gruppe erfolgt nicht; dies wird von therapeutischer Seite begrenzt und Patienten und Patientinnen werden hierüber ausführlich informiert. Wenn eine Trauma­konfrontation im Sinne phasenspezifischer Traumatherapie indiziert und nach ausreichender Stabilisierung möglich ist, erfolgt diese in der Einzeltherapie und unter Hinzuziehung von erleichternden, distanzierenden Techniken aus der Traumatherapie, wie z. B. Imaginationsübungen o. ä..

Bereits vor der Aufnahme wird den Patienten und Patientinnen ein Fragebogen zugesandt, in dem auch mögliche traumatische Erfahrungen erfragt werden, so dass bereits vor der Anreise eine Zuordnung auf die entsprechende Station erfolgen kann. Im Aufnahmegespräch (am Aufnahmetag oder Folgetag) erfolgt eine ausführliche Exploration der beruflichen Situation ggf. mit einer vorsichtigen Erfragung der Traumatisierung. Auf die Schilderung von Details wird verzichtet, um keine Destabilisierung zu provozieren. Die Teilnahme an der Gruppe wird mit dem Patienten/der Patientin abgestimmt, die Therapieziele im Sinne phasenspezifischer Traumatherapie (Stabilisierung – Exposition – Integration) werden gemeinsam schriftlich festgelegt.

Bereits in der Anreisewoche steigen Patienten und Patientinnen in die fortlaufende halb-offene Berufskompetenzgruppe ein, beginnend mit der Ergotherapie und der Teilnahme am Gesprächsteil. Einmal pro Woche findet ein Einzelgespräch beim Bezugstherapeuten statt, in dem auch auf heiklere oder schambesetzte Themen eingegangen wird. Ggf. findet in diesem Rahmen auch die Trauma­exposition statt (siehe oben).

Die halb-offene Gesprächsgruppe findet fortlaufend zwei Mal pro Woche statt. Sie dauert 90 Minuten und wird mit maximal 10 Teilnehmern und Teilnehmerinnen durchgeführt. Begleitend und in gleicher Gruppenzusammensetzung wird Ergotherapie durchgeführt. Sie findet ebenfalls zwei Mal pro Woche à 90 Minuten statt. Es findet ein wöchentlicher Austausch zwischen dem Leiter der Gesprächsgruppe und dem Leiter der Ergotherapie statt. Auch in den täglichen Teambesprechungen werden Prozesse des Gruppenverlaufes gemeinsam reflektiert. Zusätzlich werden die Patienten und Patientinnen bei Bedarf in der Sozialberatung und ggf. der Reha-Beratung vorgestellt.

Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 1 zusammenfassend dargestellt (Anklicken zum vergrößern).

Ablauf Traumatherapie - Bad Wildungen Abbildung 1: Maßnahme „Berufskompetenzgruppe – Traumatherapie“ in der Klinik am Homberg, Bad Wildungen

Zielgruppe

Die Maßnahme ist konzipiert für Patienten und Patientinnen mit Arbeits- und Berufsproblemen bzw. -konflikten, bei denen traumatische Erfahrungen vorliegen. Indikationen sind: Anpassungsstörungen, PTBS, Komplexe PTBS, Chronische Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung, Persönlichkeitsstörungen, dissoziative Störungen und andere Traumafolgestörungen. Auch andere psychische Störungen auf dem Boden traumatischer Erlebnisse gehören zum Spektrum: Depressionen, Angststörungen (vorwiegend Panikstörung), somatoforme Schmerzstörungen u. a.

Die Maßnahme wird nicht durchgeführt bei fehlender Motivation auf Seiten des Patienten/der Patientin, bei bestimmten (Begleit)Erkrankungen (akute Suizidalität, akute psychotische Symptomatik), bei fehlender Belastbarkeit, mangelnder Gruppenfähigkeit und/oder Neigung zu manifester Gewaltbereitschaft.

Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung

Arzt; Psychologe; Ergotherapeut. Es ist keine besondere Ausstattung außer den üblichen Voraussetzungen für therapeutische Gruppen notwendig.

Ansprechpartner

Christoph Lang (Chefarzt Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie)
Klinik am Homberg
Fachklinik für Psychosomatische Rehabilitation/Psychotherapie
Herzog-Georg-Weg 2
34537 Bad Wildungen
Schulzeh@klinik-am-homberg.de
http://www.klinik-am-homberg.de