Gesundheitstraining „Stressbewältigung am Arbeitsplatz“ (SBA)
Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee
Indikation
Psychosomatik
Ziele
Dysfunktionale Strategien im Umgang mit beruflichen Belastungen können – im Sinne eines Teufelskreises – die erlebte Beanspruchung verstärken und aufrechterhalten. Im Sinne biopsychosozialer Störungsmodelle sind hieraus negative Auswirkungen auf die psychosomatische Gesundheit bzw. das jeweils vorliegende Krankheitsbild (z.B. einer depressiven Episode) zu erwarten. Im Rahmen der berufsübergreifend angebotenen Therapiegruppe „Stressbewältigung am Arbeitsplatz“ (SBA) geht es darum, funktionale Bewältigungsstrategien im Beruf zu entwickeln und auf den beruflichen Wiedereinstieg vorzubereiten.
Inhalte und Ablauf
Im Mittelpunkt der Maßnahme steht die Erarbeitung von Lösungsansätzen zu beruflichen Problemlagen insbesondere aufgrund von Überlastungserleben und -verhalten im Arbeitskontext. Grundlage für die direkte Bearbeitung der beruflichen Problematik in Ergänzung störungsbezogener Behandlungsangebote bildet ein allgemein verständliches Erklärungs- und Veränderungsmodell, mit dessen Hilfe die Bedeutung des eigenen Bewältigungsverhaltens deutlich wird und Wege der Entlastung abgeleitet werden können. In der Gruppentherapie werden zentrale Konflikt- und Stresssituationen bearbeitet und alternative Verhaltensalternativen entwickelt und erprobt. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen werden unterstützt, eigene Ressourcen und bestehende Bewältigungsmöglichkeiten zu erkennen. Zusätzlich werden weitere kurz- und langfristig wirksame Strategien der Belastungsreduktion und Konfliktbewältigung vermittelt. Der Ansatz greift dabei etablierte Trainingselemente zur Stressbewältigung und zum Training sozialer Kompetenz auf, welche zur spezifischen Behandlung beruflicher Belastungsfaktoren ausgearbeitet sind. Das Gruppenprogramm integriert vier Behandlungsmodule: (1) Berufliche Motivation und Wohlbefinden, (2) Stressbewältigung, (3) Soziale Kompetenz am Arbeitsplatz und (4) Berufliche Perspektiven.
Das Programm ist verhaltenstherapeutisch ausgerichtet und gliedert sich in vier Module. Die Durchführung erfolgt in Gruppen mit acht bis zwölf Teilnehmenden. Idealerweise wird in einem persönlichen Vorgespräch, bei dem über die Schwerpunkte und Zielsetzung der Maßnahme informiert wird, die Indikation und Motivation zur Teilnahme sichergestellt. Die Maßnahme erfolgt in etwa acht Einheiten à 90 Minuten über vier stationäre Behandlungswochen (bei zwei Terminen pro Woche).
- Modul 1: Berufliche Motivation und Wohlbefinden. Motivationsförderung und Fokussierung individueller Bewältigungsmöglichkeiten bei beruflicher Überlastung, z.B. durch die Erarbeitung psychosozialer Funktionen von Arbeit (z.B. Sinnstiftung, Tagesstrukturierung, soziale Kontakte) und die Unterscheidung verschiedener Belastungsebenen entlang ihrer Beeinflussbarkeit (individuelle, organisationale und gesellschaftliche Ebene). Darüber hinaus wird ein individuelles Erklärungs- und Veränderungsmodell („Belastungskreislauf“) erarbeitet.
- Modul 2: Stressbewältigung. Die Unterscheidung von Stressoren und Stressreaktion im Arbeitsleben wird vermittelt. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen erlernen, eigene Stressreaktionen und typische Stressoren zu identifizieren. Zudem werden unterschiedliche Stressbewältigungsstrategien vorgestellt und im Folgenden vertieft. Exemplarisch wird die Bedeutung von Einstellungen und Bewertungen auf Stressentstehung und -bewältigung (kognitive Stressbewältigung) veranschaulicht. und die Methode der „positiven Selbstgespräche“ vermittelt. Weiterhin werden Möglichkeiten der Pausengestaltung und der Verbesserung der eigenen Zeitgestaltung vorgestellt.
- Modul 3: Soziale Kompetenz am Arbeitsplatz. Hierzu werden typische Konfliktsituationen am Arbeitsplatz aufgegriffen und Unterschiede zwischen unsicherem, aggressivem und sozialkompetentem Interaktionsverhalten veranschaulicht. Im Rollenspiel werden entsprechende Problemsituationen dargestellt und Verhaltensalternativen im Umgang mit beruflichen Konfliktkonstellationen erprobt. Zur Konfliktklärung hat sich die Methode des „inneren Teams“ (nach Schulz von Thun) bewährt.
- Modul 4: Berufliche Perspektiven. Die konkreten beruflichen Ziele der Teilnehmenden stehen im Zentrum der abschließenden Gruppensitzung. Dazu wird Raum für Erwartungen und Befürchtungen ebenso wie für die Auseinandersetzung mit beruflichen Stärken und persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten gegeben. Außerdem kann der Erstkontakt mit Kollegen und Vorgesetzen nach längerer Arbeitsunfähigkeitszeit vorbereitet werden. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind aufgefordert, die Programmteilnahme zu bilanzieren und werden angeleitet, den Transfer der erarbeiteten Inhalte in den Arbeitsalltag vorzubereiten
Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 1 zusammenfassend dargestellt (Anklicken zum vergrößern).
Abbildung 1: Maßnahme „Stressbewältigung am Arbeitsplatz (SBA)’“ in der Klinik Roseneck, Prien
Zielgruppe
Die Maßnahme richtet sich an Patienten und Patientinnen mit erhöhter beruflicher Belastung. Sie wird nicht durchgeführt bei berenteten Patienten und Patientinnen sowie bei Rehabilitanden und Rehabilitandinnen mit eindeutigem Rentenbegehren bzw. laufendem Rentenverfahren, bei fehlender Motivation auf Seiten des Patienten/der Patientin sowie bei Vorliegen bestimmter (Begleit-)Erkrankungen, die aus medizinischen Gründen eine Rückkehr in den Beruf nicht erlauben.
Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung
Arzt; Psychologe; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge. Es ist keine besondere Ausstattung außer den üblichen Voraussetzungen für therapeutische Gruppen notwendig.
Literatur
- Hillert, A., Koch, S. & Hedlund, S. (2007). Stressbewältigung am Arbeitsplatz. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
- Koch, S. & Hillert, A. (2009). Therapeutische Arbeit mit beruflichen Ressourcen. In M. Linden & W. Weig (Hrsg.). Salutotherapie in Prävention und Rehabilitation (S.197-208). Köln: Deutscher Ärzteverlag: Reihe Rehabilitation.
- Koch, S. & Hillert, A. (2014). Berufsbezogene Behandlungsangebote in der psychosomatischen Rehabilitation. In G. Schmid-Ott, S. Wiegand-Grefe, C. Jacobi, G. Paar, R. Meermann & F. Lamprecht, F. (Hrsg.), Psychosomatik in der Rehabilitation: Versorgungsstrukturen, Behandlungsangebote, Qualitätssicherung. Stuttgart: Schattauer.
- Koch, S. (2013). Stressbewältigung am Arbeitsplatz: Eine Einführung in die berufsbezogene Gruppentherapie. In: G. Lenz, R. Rabenstein & G. Reschauer (Hrsg.), Berufsbezogene Herausforderungen in der psychiatrischen Rehabilitation (S. 56-64). Wien: Facultas.
- Koch, S., Geissner, E. & Hillert, A. (2007). Berufliche Behandlungseffekte in der stationären Psychosomatik. Der Beitrag einer berufsbezogenen Gruppentherapie im Zwölf-Monats-Verlauf. Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie 55, 97-109.
- Koch, S., Lehr, D. & Hillert, A. (in Vorbereitung). Burnout und chronischer beruflicher Stress. Reihe Fortschritte der Psychotherapie, Göttingen: Hogrefe.
Ansprechpartner
Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert; Dr. Dipl.-Psych. Stefan Koch
Schön Klinik Roseneck
Am Roseneck 6
83209 Prien
ahillert@schoen-kliniken.de, skoch@schoen-kliniken.de
http://www.schoen-kliniken.de/ptp/kkh/ros/klinik/