Berufliche Orientierung

in der medizinischen Rehabilitation

Nachsorge

Eine effektive berufsbezogene medizinische Rehabilitation endet nicht, wenn der Rehabilitand die Rehaklinik verlässt und wieder nach Hause fährt. Vielmehr sollten sich Nachsorgemaßnahmen anschließen, die dem Rehabilitanden gezielt und konkret helfen können, in seinem Beruf bzw. an seinem Arbeitsplatz wieder leistungsfähig sein zu können.

Rehabilitanden mit beruflichen Problemlagen wünschen auch in der Nachsorge eine (stärkere) Thematisierung berufsbezogener Probleme und Themen (Briest & Bethge, 2013).

Allerdings gibt es so gut wie keine evaluierten Nachsorgeprogramme, die sich gezielt an Rehabilitanden mit beruflichen Problemlagen richten. Konzepte, die wissenschaftlich untersucht wurden, haben nur Projektcharakter bzw. wurden (noch) nicht in die Routineversorgung implementiert. Hierzu zählen BERUNA (Indikation: Kardiologie; Huber et al., 2014) und IMBORENA (Indikation: Orthopädie/muskuloskeletale Erkrankungen; Knapp et al., 2015). Das Online-Nachsorgemodul GSA-Online des indikationsübergreifenden Programms „Gesundheitstraining Stressbewältigung am Arbeitsplatz“ (GSA) ist auf dieser Homepage als Praxisbeispiel beschrieben.

Bestehende strukturierte Nachsorgeprogramme (z.B. IRENA (Lamprecht et al., 2011) oder das „Neue Credo“ (Schramm et al., 2014)) haben wiederum keinen explizit berufsbezogenen Schwerpunkt.

Vernetzung und Koordination

Es gibt mehrere (Modell-)Projekte, die zum Ziel haben, alle wesentlichen Akteure in die Nachsorge einzubinden. Hierzu zählen zum Beispiel der Arbeitgeber, weiterbehandelnde Ärzte oder andere Kostenträger. Teilweise werden hier die Leistungen, die die berufliche Wiedereingliederung unterstützen sollen, durch ein Fallmanagement/Case Management o.ä. koordiniert.

  • Im Programm MB Reha des Zentrums Beruf + Gesundheit (Bad Krozingen / Freiburg) wird Rehabilitanden der Indikationen Psychosomatik bzw. Orthopädie bei Bedarf ein Berufscoach an die Seite gestellt, der diese beim „return to work“ unterstützt und notwendige Leistungen koordiniert. Nach einer Modellphase ist die Maßnahme in den Regelbetrieb übergegangen. Sie ist hier als Praxisbeispiel beschrieben.
  • Das Modellprojekt RehaFuturReal® (Vorgängerprojekt: RehaFutur (PDF); Gödecker-Geenen et al., 2013) hat die Vernetzung von medizinischer und beruflicher Rehabilitation zum Ziel, um die berufliche Reintegration von Rehabilitanden zu fördern. Hierzu wurde in einer Modellregion ein Netzwerk, an dem alle relevanten Akteure beteiligt sind (u.a. Krankenkassen, Arbeitgeber, Betriebsärzte, Rentenversicherungsträger), etabliert.
  • Koordiniertes Fallmanagement ist wesentlicher Bestandteil eines Modellprojekts der DRV Braunschweig-Hannover für Rehabilitanden der Indikation Psychosomatik, an dem Haus-, Fach- und Betriebsärzte, Betriebe, Rehabilitationseinrichtungen und Kostenträger beteiligt sind (Piegza et al., 2013).
  • Das Modellprojekt JobReha dient der Vernetzung von medizinischer Rehabilitation und nachgehenden arbeitsplatzbezogenen Interventionen (Gutenbrunner & Schwarze, 2011).

In der Praxis wie auch in der Forschung bestehen allerdings weiterhin Defizite, was die (schnittstellenübergreifende) Vernetzung und Koordination in der Nachsorge und Wiedereingliederung angeht (siehe auch Schandelmaier et al., 2012).

Zum Thema Stufenweise Wiedereingliederung vgl. z.B. Bürger, 2010; Bürger & Streibelt, 2011, 2015; Bürger et al., 2011.

Arbeitsplatzbezogene Nachsorge

Maßnahmen, die sich an die (stationäre) Rehabilitation anschließen, sollten auch gezielt am Arbeitsplatz des Rehabilitanden und unter Einbeziehung des Arbeitgebers stattfinden („workplace interventions“). Hierzu können zum Beispiel zählen (Gensby et al., 2014):

  • Vorhandensein eines Case Managements o.ä. vor Ort bzw. Anlaufstellen zur Koordination nachgehender Leistungen im Betrieb/Unternehmen;
  • Information und ggf. Schulung von Mitarbeitern, Vorgesetzten etc.;
  • Strategien zur Prävention erneuter Arbeitsunfähigkeit oder Leistungseinschränkungen;
  • betriebsinterne Angebote (z.B. Sport, Ergonomie, …);
  • veränderte Aufgaben/Rollen/Zeitvorgaben am Arbeitsplatz;
  • ergonomische Anpassung des Arbeitsplatzes.

In Deutschland sind derartige Interventionen (verglichen mit anderen Ländern) bislang kaum realisiert worden. Generell besteht auch hier in der Forschung Nachholbedarf (siehe Gensby et al., 2012, 2014).

Übersicht zu Nachsorgeangeboten

Derzeit im Aufbau begriffen ist eine Datenbank zu Nachsorgeangeboten und -programmen der Universität Lübeck. Erste Informationen können unter www.nachderreha.de abgerufen werden.